Einladung zum World Physiotherapy Congress

Wir freuen uns sehr, dass Prof. Dr. Andrea Pfingsten, Leiterin des Labors Physiotherapie am RCHST der OTH Regensburg, zum World Physiotherapy Congress (WPC) vom 29. bis 31. Mai 2025 nach Tokio (Japan) eingeladen ist.

In ihrem Vortrag mit dem Titel „Biomechanical characteristics of knee rehab exercises: A new approach for data-based exercise selection“ referiert sie zu Ergebnissen biomechanischer Parameter in Verbindung mit der Auswahl und Steigerung von Rehabilitationsübungen des Kniegelenks.

Im Rahmen einer Querschnittsstudie innerhalb vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Forschungsprojektes MyReha-digital, einem Verbundprojekt mit Partnern aus Industrie und den Forschungslaboren Physiotherapie und Biomechanik, konnten bei 30 gesunden Personen Daten zu den folgenden Übungen und Alltagsbewegungen erhoben werden: Gehen, Treppensteigen mit/ohne Geländer, Hinsetzen und Aufstehen mit/ohne Armlehnen, Hocke, Unterschenkelstreckung im Sitz, Ausfallschritt, sagittale und ventrale Gewichtsverlagerungen, Einbeinstand in drei Koordinationsstufen, Treppauf-Schritt und Treppab-Schritt.

Die Erfassung der Bewegungsdaten erfolgte mit dem markerlosen optischen Motion Capture System „TheCaptury“ (Deutschland).  Eine Berechnung der kinematischen Daten und die Simulation der kinetischen Daten erfolgte mit „AnyBody Technology (Dänemark).

Es konnte festgestellt werden, dass spezifische Übungen wie Ausfallschritte oder Kniebeugen sowie zahlreiche Aktivitäten des täglichen Lebens eine hohe Belastung an die Kniegelenke hinsichtlich der Gelenkkinematik, der Gelenkkräfte und der Muskelaktivität stellen. Bemerkenswerterweise wiesen Aktivitäten des täglichen Lebens, wie Gehen und Treppensteigen, vergleichsweise hohe Anforderungen auf. Im Gegensatz dazu sind beispielsweise die Anforderungen bei Gleichgewichtsverlagerungen im Stand oder einbeinigen Standvariationen gering.

Die vorliegenden Ergebnisse markieren einen Fortschritt in Richtung einer auf Daten basierenden Auswahl von Übungen und der Entwicklung maßgeschneiderter Rehabilitationsprogramme. Zudem illustrieren sie das erfolgreiche synergetische Zusammenwirken von Forschenden aus unseren Laboren Biomechanik und Physiotherapie am Regensburg Center of Health Sciences and Technology (RCHST).

Wir wünschen Prof. Dr. Andrea Pfingsten viel Erfolg und Freude für Ihren Vortrag beim WPC in Japan!

Mitwirkung beim Berliner Arthroskopie-, Gelenk- und Sport-Symposium

Rückblick auf den Vortrag beim 42. Berliner Arthroskopie-, Gelenk- und Sport-Symposium

Am 10. Januar hat unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Valentin Schedel, Physiotherapeut, M.Sc., im Rahmen des 42. Berliner Arthroskopie-, Gelenk- und Sport-Symposiums in Oberwiesenthal einen Vortrag zum Thema „Möglichkeiten der prä- und postoperativen Schmerzedukation im Kontext von Knie-TEP“ präsentiert. Der Fokus lag auf Pain Neuroscience Education (PNE), einer evidenzbasierten Therapieform, die durch gezielte Aufklärung über Schmerzmechanismen das Verständnis der Patientinnen und Patienten stärkt und ihre Selbstwirksamkeit fördert. Aktuelle Studienergebnisse wurden vorgestellt, wobei insbesondere die Bedeutung spezifischer Edukationsinhalte und die Integration von PNE vor und nach einer Kniearthroplastik im Mittelpunkt standen.

Ein besonderes Dankeschön geht an Tobias Jung und Dennis Liem für die Einladung und die mustergültige Organisation des Symposiums. Diese Veranstaltung war eine großartige Gelegenheit, die Arbeit des Regensburg Center of Health Sciences and Technology sowie die Forschungsarbeit der Physiotherapie einem fachkundigen Publikum zu veranschaulichen. Es war eine große Ehre und ein bereichernder Austausch, die Rolle der Physiotherapie in einem traditionell anästhesistischen Handlungsfeld in einer Vortrag-Session vorstellen zu dürfen.

 

Interreg NEURO – Zweiter Studierendenworkshop an der OTH

Am 11. und 12. Dezember 2024 öffnete das Labor Physiotherapie des Regensburg Center of Health Sciences and Technology seine Türen für den zweiten Studierendenworkshop an der OTH Regensburg im Interreg Projekt NEURO. Während dieser beiden Tage hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich kennenzulernen, Fachinformationen auszutauschen und in den Studierendengruppen inhaltlich mit der Projektarbeit zu starten.

Seit dem 1. September 2023 kooperiert die OTH Regensburg mit der Westböhmischen Universität und der Karlsuniversität in Pilsen im Rahmen des EU-geförderten Projekts „Interreg NEURO“, um Studierende in der Neurorehabilitation auszubilden und einen internationalen Wissensaustausch zu fördern. Die zweite Projektperiode ist kürzlich mit einer neuen Kohorte von Studierenden aus Deutschland und Tschechien gestartet.

Workshop zur interkulturellen Kommunikation

Am ersten Workshoptag stand ein interkultureller Kommunikationsworkshop im Mittelpunkt, der die Grundlage für eine erfolgreiche transnationale Zusammenarbeit legte. Nach der Begrüßung im Labor für Physiotherapie am Biopark trafen sich die Teilnehmenden zum gemeinsamen Mittagessen in der OTH-Mensa. Gestärkt tauschten sie erste Eindrücke aus, bevor sie in den Workshop starteten, bei dem sie ihre Arbeitsgruppen für den zweiten Workshoptag bereits besser kennenlernen konnten. Ein besonderer Dank gilt Frau Teiser und dem Team von InterCultur für die gelungene Gestaltung des Programms.

Input zur Neurorehabilitation

Der zweite Workshoptag konzentrierte sich auf die Neurorehabilitation und bot den Studierenden fachliche Vorträge zur Organisationsstruktur der Neurorehabilitation in Deutschland, zu Therapiezielen, Assessments und den Grundsätzen evidenzbasierter Praxis (EBP). Im Rahmen praktischer Fallarbeit setzten sich die Studierendengruppen anschließend mit realen Patient*innen und Messmethoden auseinander. Den Abschluss des Tages bildeten Präsentationen der erarbeiteten Inhalte im Plenum, bei denen die Vielfalt der Ansätze deutlich wurde und ein intensiver Wissensaustausch stattfand.

Nächste Schritte im Projekt

Als nächster Programmpunkt steht am 18. März 2025 eine Exkursion in eine Praxiseinrichtung in Tschechien an, die den Studierenden weitere spannende Einblicke in die Neurorehabilitation in Tschechien bieten wird. Ein herzlicher Dank gilt allen Beteiligten für die Planung und Durchführung der erfolgreichen Workshops.

Forschungsprojekt: KI-gestützte Untersuchung des Kniegelenks

Wie können künstliche neuronale Netze die Diagnose und Therapie von Kniegelenkserkrankungen unterstützen? Das Projekt KINEESIO trainiert KI-gestützte Screening-Tools, die eine bessere Differenzierung individueller Beschwerden ermöglichen und Entscheidungsprozesse in der Versorgung unterstützen. Ziel ist es, Ressourcen im Gesundheitswesen zu schonen und eine qualitativ hochwertige Therapie zu gewährleisten. Ein professionsübergreifendes Forschungsteam der Disziplinen Physiotherapie, Unfallchirurgie, Orthopädie, Digital- und Schaltungstechnik, Medizinische Bilddatenverarbeitung und Biometrie hat dazu einen innovativen KI-basierten Ansatz entwickelt.

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Beim 8. Forschungssymposium Physiotherapie aktiv dabei

Ein jährliches Highlight der Physiotherapieforschung – das FSPT

Vom 22. bis 23. November 2024 fand an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg das 8. Forschungssymposium der Physiotherapiewissenschaften (FSPT) unter dem Motto „Bridging the gap“ statt – ein Highlight für alle, die in Forschung und Lehre der Physiotherapie tätig sind. Auch wir vom Physiotherapielabor des Regensburg Center of Health Science and Technology der OTH Regensburg waren mit einer starken Delegation vertreten: Frau Prof. Dr. Andrea Pfingsten, Johannis Mertens (M.Sc.), Valentin Schedel (M.Sc.) sowie zehn Studierende bzw. ehemalige Studierende beteiligten sich aktiv an der zweitägigen Veranstaltung.

Straffes Programm – perfekte Plattform für den Austausch

Das Symposium bot innerhalb eines straffen Programms eine perfekte Plattform für den Austausch und die Präsentation von Forschungs- und Projektergebnissen. Folgende Beiträge leisteten das Labor Physiotherapie und die Studierendengruppen:

  • Workshop zu Pain Neuroscience Education: Frau Prof. Dr. Pfingsten, Johannis Mertens und Valentin Schedel leitetet einen interaktiven Workshop, der sich ausführlich mit der Umsetzung von PNE in der physiotherapeutischen Praxis und der Evidenz zur Wirksamkeit der Edukations-Intervention beschäftigt hat.
  • Vortrag zum Projekt TePUS: Valentin Schedel präsentierte Einblicke in das abgeschlossene Forschungsprojekt TePUS und regte spannende Diskussionen zur Umsetzung von telemedizinischen Interventionen in der Physiotherapie an.
  • Kurzvorträge und Posterpräsentationen unserer Studierenden:
    • Die Gruppe um Nick Braune, Magdalena Greiner, Fiona Kappen, Sophie Kerscher, Cornelia Mezler und Lea Walter stellte ihre Arbeit zur „Cognitive-Motor Interference in Dual Tasking“ vor.
    • Sabrina Furtner, Lena Gebhard, Daniel Kaulhausen, Leonie Mangold und Sarah Petermaier beleuchteten Unterschiede in der länderspezifischen Ausbildung von Physiotherapeut*innen.
    •  Das Projekt zur Anwendungsbereitschaft von PNE unter den deutschen Physiotherapeut*innen von Sandra Schmidt, Anna Weiser, Melissa Heyartz, Kevin Fernsimer und Sabrina Osterried wurde von Valentin Schedel ersatzweise präsentiert.
  • Promotionsprojekt „Exoskeletale Unterstützung in der Pflege“: Prof. Dr. Pfingsten berichtete in einem Kurzvortrag über das Promotionsprojekt unserer ehemaligen Kollegin Prof. Dr. Hannah Brandt.

Fazit: Spannende lehrreiche Vorträge – exzellente Organisation

Die Keynotes von Prof. Hans Lund, Prof. Dr. Anne Gärtner, Prof. Dr. Annette Probst und ass. Prof. Alessio Bricca PhD, an den wir teilnehmen konnten, waren ausgesprochen spannend, kritisch und lehrreich. Wir, das Team des Labors Physiotherapie, kehren „immer noch etwas verwirrt, aber auf einem höheren Niveau“ zurück.

Ein herzlicher Dank gilt dem Organisations-Team um Prof. Dr. Christian Kopkow von der BTU Cottbus-Senftenberg für die exzellente Planung, die inspirierenden Beiträge und die angenehme Atmosphäre. Es war uns eine Freude, auch in diesem Jahr wieder so viele Studierende und Alumni der OTH Regensburg dabeizuhaben und die Fortschritte unserer gemeinsamen Arbeit zu präsentieren. Wir freuen uns schon jetzt auf das kommende Symposium am 21. und 22.11.2025 in Bremen!

 

Glückwunsch Prof. Dr. Hanna Brandt!

Promotion in der Physiotherapie im BayWiss-Verbundkolleg Gesundheit

Die Physiotherapie an der OTH – Regensburg feiert einen Meilenstein: Frau Prof. Dr. Hanna Brandt hat erfolgreich ihre Promotion abgeschlossen. Sie ist die erste Physiotherapeutin, die im Rahmen des Verbundkollegs Gesundheit, einer Kooperation der OTH Regensburg mit der Universität Regensburg, promoviert hat. Ihre Arbeit mit dem Titel „Exoskelettale Unterstützung in der Pflege“ wurde von Prof. Dr. Andrea Pfingsten betreut und zeigt die hohe Qualität der Physiotherapieforschung an der OTH-Regensburg. Herzlichen Glückwunsch an Prof. Dr. Hanna Brandt!

Innovation in der Pflege: Exoskelette als Unterstützungssystem

Im Mittelpunkt ihrer Dissertation stand die Frage, wie Exoskelette die körperliche Belastung von Pflegekräften reduzieren können. Prof. Dr. Brandt kombinierte die Methoden der Elektromyographie und des Motion Capturing mit einer qualitativen Untersuchung der Einsatzmöglichkeiten und der Nutzerakzeptanz.

Durch den Mixed-Method-Ansatz gelang es, die muskuläre Aktivität des unteren Rückens, den Bewegungsablauf sowie das subjektive Erleben der Pflegenden während des Transfers zu erfassen. Das Ziel: praktische Lösungen zu entwickeln, die langfristig die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern, Krankheitstage reduzieren und den Pflegeberuf attraktiver machen.

 

Prof. Dr. Hanna Brandt während der praktischen Untersuchung ihres Promotionsprojekts: Der Transfer einer Puppe mit Unterstützung eines Exoskeletts zur Reduktion der körperlichen Belastung von Pflegekräften, Fotoaufnahme: Prof. Dr. Hanna Brandt

Gelebte Interdisziplinäre Forschung

Die Dissertation von Prof. Dr. Brandt zeigt das Potenzial der interdisziplinären Forschung an der OTH Regensburg. Ihr Projekt vereint Kompetenzen aus den Bereichen Physiotherapie, Ergonomie und Biomechanik. Neben der Betreuung wurde das Projekt auch von Prof. Dr. Sebastian Dendorfer vom Labor für Biomechanik am Regensburg Center of Health Sciences and Technology unterstützt.

Prof. Dr. Hanna Brandt bei der Verteidigung ihrer Doktorarbeit „Exoskelettale Unterstützung in der Pflege“ Fotoaufnahme: A. Leis

Prof. Dr. Brandt adressiert mit ihrer Arbeit die aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen mittels technischer Ansätze. Der Einsatz von Exoskeletten, die bislang vor allem in der Industrie genutzt werden, zeigt Potenzial, auch in der Pflege zur Entlastung der Beschäftigten beizutragen und somit Fachkräftemangels entgegenzuwirken.

 

Blick in die Zukunft

Für Prof. Dr. Brandt endet mit der Promotion ein wichtiger Lebensabschnitt – doch ihre Begeisterung für Wissenschaft und interdisziplinäre Zusammenarbeit bleibt. Seit kurzem ist sie Professorin für physiotherapeutische (Differential-)Diagnose an der Technischen Hochschule Rosenheim und bringt dort ihre Expertise in Lehre und Forschung ein.

Die Mitarbeitenden des Labors Physiotherapie, dem Prof. Dr. Brandt ehemals angehörte, sind sehr stolz auf sie und gratulieren ihr herzlich zu diesem beeindruckenden Erfolg.

Prof. Dr. Hanna Brandt (links) wurde durch Prof. Dr. Andrea Pfingsten (rechts) betreut, Fotoaufnahme: A. Leis

 

Neu: Promotionszentrum Sozial- und gesundheitswissenschaftliche Gestaltung von Transformationsprozessen

Eine weitere gute Nachricht: An der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg wird künftig ein Promotionszentrum „Sozial- und gesundheitswissenschaftliche Gestaltung von Transformationsprozessen (SGT)“ angesiedelt sein. Dieses Graduiertenkolleg SGT ist wegweisend im Bereich Gesundheit. Übergeordnetes Forschungsziel ist die Sicherung und Verbesserung des bio-psycho-sozialen Wohlbefindens des Menschen in Zeiten großer gesellschaftlicher Transformationen.

Bericht von Svenja Lausterer, Studentische Hilfskraft im Labor Physiotherapie am Regensburg Center of Health Science and Technology (RCHST)

Pain Neuroscience Education beim mit-Physio Netzwerk-Treffen

Workshop an der OTH Regensburg

Diesen November kamen im Regensburg Center of Health Sciences and Technology an der OTH Fachkräfte aus Wissenschaft und Praxis zu einem Workshop zusammen, um den Austausch zur Weiterentwicklung der Physiotherapie zu fördern. Unter der Leitung von Prof. Dr. Andrea Pfingsten stand die Veranstaltung ganz im Zeichen der Pain Neuroscience Education (PNE) – einem innovativen Ansatz zur Schmerzbehandlung.

Ob Forschung oder Praxis – mit der Physiotherapie, das ist die Vision des „mit Physio“ Netzwerks!

PNE ist ein evidenzbasierter Ansatz zur Vermittlung von Schmerzmechanismen und deren biopsychosozialen Einflüssen. Ziel ist es, Patient*innen nicht nur ein besseres Verständnis für ihre Schmerzen zu ermöglichen, sondern auch Strategien zur Selbstwirksamkeit zu vermitteln. Besonders bei chronischen muskuloskelettalen Schmerzen zeigt PNE in Kombination mit Bewegungstherapien vielversprechende Ergebnisse.


Highlights des Netzwerk-Treffens

1. Wissenschaftliche Grundlagen und Geschichte der PNE

  • Historische Entwicklung: Von den frühen Schmerztheorien der Antike (Aristoteles, Galen) über die Gate-Control-Theorie von Melzack und Wall (1965) bis hin zum modernen biopsychosozialen Schmerzmodell.
  • Neueste Forschung: Aktuelle Studien (z.B. Cuenca-Martínez et al., 2023) zeigen, dass PNE kombiniert mit multimodalen Therapien wie Bewegungstraining signifikante Verbesserungen bei psychosozialen Variablen wie Schmerzkatastrophisierung und Bewegungsangst erzielen kann.

2. Praktische Anwendung von PNE

  • Individuelle Anpassung: Die Wirksamkeit von PNE hängt stark von den Patient*innenmerkmalen ab, wie Alter, kulturellem Hintergrund und Bildungsstand. Tools wie der Central Sensitization Inventory (CSI) oder das Keele STarT MSK Tool helfen bei der Risikobewertung und individuellen Anpassung der Therapie.
  • Schmerzphänotypen: Eine gezielte Anwendung unterscheidet zwischen nozizeptivem, neuropathischem und noziplastischem Schmerz.
  • Dosierungsempfehlungen: Optimale Ergebnisse werden durch Sitzungen von 40–50 Minuten, zwei- bis dreimal pro Woche über einen Zeitraum von 4–5 Wochen erzielt (Núñez-Cortés et al., 2024).

3. Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

  • Forschungslücken: Trotz positiver Ergebnisse besteht ein Mangel an qualitativ hochwertigen Primärstudien und standardisierten Protokollen.
  • Multimodale Ansätze: Neben PNE sollten Stressmanagement, Schlafhygiene und Ernährung stärker integriert werden.
  • Kulturelle Anpassungen: Studien wie Salazar-Méndez et al. (2024) unterstreichen die Bedeutung kultureller und bildungsbezogener Anpassungen.

4. Diskussion und Austausch

Die Teilnehmer*innen diskutierten praktische Herausforderungen bei der Umsetzung von PNE in der täglichen Arbeit. Besonders hervorgehoben wurden die Chancen und Barrieren bei der Nutzung von didaktischen Materialien wie den „Why You Hurt“-Karten.


Fazit

Das Treffen zeigte, wie wichtig der interdisziplinäre Austausch für die Weiterentwicklung der Physiotherapie ist. PNE bietet ein enormes Potenzial, Patient*innen mit chronischen Schmerzen zu helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern. Gleichzeitig bleibt die Notwendigkeit, die Forschung zu standardisieren und die praktische Umsetzung weiter anzupassen.

Seien Sie beim nächsten mit-Physio Netzwerk-Treffen dabei und erleben Sie, wie Forschung und Praxis Hand in Hand gehen!

Vorträge am Klinikum Neumarkt in Kooperation mit dem Labor Physiotherapie der OTH

Am 12. Oktober 2024 fand im Landratsamtssaal in Neumarkt in der Oberpfalz eine Fachveranstaltung zum Thema „Physiotherapie im Spannungsfeld einer sich wandelnden gesundheitspolitischen und sozialen Struktur“ mit rund 70 Teilnehmenden statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von Dr. Janka, Chefarzt der Neurochirurgie am Klinikum Neumarkt. Im Rahmen einer Kooperation nahmen auch zwei wissenschaftliche Mitarbeiter*innen der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) aus dem Labor Physiotherapie unter der Leitung von Prof. Dr. Andrea Pfingsten teil. Sie beteiligten sich aktiv mit Vorträgen und regten zur Diskussion über die Entwicklung des Berufsbildes Physiotherapie und die damit verbundenen Herausforderungen an.

Akademisierung und Professionalisierung der Physiotherapie

Herr Schedel, M.Sc. hielt im Rahmen der Veranstaltung einen Vortrag mit dem Titel „Akademisierung der Physiotherapie – Herausforderungen der Profession meistern“. In seinem Vortrag gab er spannende Einblicke in die aktuelle Entwicklung der Physiotherapie und legte einen besonderen Fokus auf die berufssoziologische Betrachtung. Im Mittelpunkt des Vortrags stand die Frage, welche Rolle die Physiotherapie in einer sich verändernden Gesellschaft zukünftig einnehmen sollte. Die Akademisierung wurde dabei nicht als Selbstzweck, sondern als wesentlicher Schritt zur Disziplinbildung und Professionalisierung gesehen. Diese Sichtweise steht in engem Zusammenhang mit der Professionsforschung, die den Übergang von einem Beruf zu einer Profession als einen Prozess beschreibt, der durch wissenschaftliche Fundierung und zunehmende Autonomie der Berufsangehörigen gekennzeichnet ist.

Selbstdefinition der Physiotherapie als Profession

Ein weiterer zentraler Aspekt der Darstellung war die Diskussion der Selbstdefinition der Physiotherapie als Profession. Dabei wurden berufssoziologische Theorien aufgegriffen, um typische Merkmale einer Profession wie strenge Ausbildungsregelungen, eine klar definierte wissenschaftliche Wissensbasis und eine hohe Entscheidungsautonomie herauszuarbeiten. Diese Merkmale wurden den aktuellen Entwicklungen in der Physiotherapie gegenübergestellt, die bisher von einer Teilakademisierung und einer Professionalisierung in den Kinderschuhen geprägt sind.

Anforderungen aus Sicht der Patient*innen und des Gesetzgebers

Darüber hinaus beleuchtete der Vortrag die Anforderungen an die Physiotherapie sowohl aus Sicht der Patient*innen als auch der Gesetzgeber. Besonders hervorgehoben wurde die evidenzbasierte Praxis als zentrales Element der Professionalisierung. Die Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse in den klinischen Alltag sei essentiell, um den steigenden Anforderungen an die Patientenversorgung gerecht zu werden.

Diskussion zur Vollakademisierung der Physiotherapie

Der Vortrag regte zur Diskussion an, insbesondere über die Frage, inwieweit die Vollakademisierung der Physiotherapie die Qualität der Patientenversorgung nachhaltig verbessern kann. Insgesamt bot der Vortrag einen tiefen Einblick in die aktuellen Herausforderungen der Physiotherapie und skizzierte die notwendigen Schritte, um den Beruf weiterzuentwickeln und langfristig als eigenständige Profession zu etablieren.

Fachveranstaltung für Physiotherapie am Klinikum Neumarkt. V.l.n.r. Dr. Michael Janka (Chefarzt Klinikum Neumarkt), Willibald Gailler (Landrat Neumarkt), Christiane Kopp (Osteopathin), Stephanie Stigler (Physiotherapeutin, Spiraldynamik), Valentin Schedel (Physiotherapeut M.SC.) und Elke Schulze (Physiotherapeutin M.SC.). Foto: Janka.

Rolle der Manuellen Therapie in der modernen Physiotherapie

Der Vortrag von Elke Schulze, M.Sc. ACP OMT stand unter dem Titel „Die Rolle der Manuellen Therapie in der modernen Physiotherapie“ und beleuchtete sowohl die theoretischen Grundlagen als auch die praktische Anwendung der Manuellen Therapie (MT). Frau Schulze stellte sich mit ihrer über 25-jährigen Erfahrung als MT-Dozentin und ihrer umfangreichen OMT-Ausbildung vor. Sie betonte die Bedeutung der MT bei der Behandlung von neuromuskuloskelettalen (NMS) Problemen. Die Manuelle Therapie basiert auf spezifischen Techniken zur Schmerzbehandlung und funktionellen Wiederherstellung auf der Grundlage des „Clinical Reasoning“, also der individuellen Anpassung der Therapie.

Fortgeschrittene Praxis in der Physiotherapie

Ein Beispiel für moderne Physiotherapie ist das Modell der „Advanced Practice in Physiotherapy“ (APP), das zusätzliche Fertigkeiten wie Injektionen und Medikamentenverordnungen sowie eine orthopädische Trage beinhalten kann. Schulze kritisierte, dass Deutschland hier international hinterherhinke, während andere Länder wie Großbritannien und Kanada APP bereits gewinnbringend einsetzten.

Evidenz und Ausbildung in der Manuellen Therapie

Schulze zitierte Studien, die die Wirksamkeit der MT bei Erkrankungen wie Schulterschmerzen und Kniearthrose belegen, wobei die MT in Kombination mit Bewegung zu signifikanten Verbesserungen führen kann. Sie verglich die Ausbildungsstrukturen international und stellte fest, dass die deutsche MT-Ausbildung mit 260 Unterrichtseinheiten hinter den internationalen Standards zurückbleibt, die zumeist im Rahmen eines Masterstudiums ausbilden. Ein weiteres Problem sei die uneinheitliche Qualität der Lehre in Deutschland.

Praxisbeispiele aus der Manuellen Therapie und Fazit

Anhand von Praxisbeispielen demonstrierte sie die Anwendung der MT bei typischen Beschwerden wie Schulter- und Knieschmerzen und betonte den integrativen Charakter der MT. Abschließend diskutierte sie die Herausforderungen und Chancen der MT, wobei sie die Bedeutung einer evidenzbasierten Praxis und die Rolle der MT als Assessmentverfahren zur Differentialdiagnostik hervorhob. In der anschließenden Diskussion wurden die Erfahrungen der Teilnehmenden mit der MT vertieft.

Der Vortrag von Frau Schulze bot wertvolle Einblicke in die Stellung der Manuellen Therapie in der modernen Physiotherapie, insbesondere im Hinblick auf die evidenzbasierte Anwendung und die Herausforderungen in der Ausbildung. Die Integration der MT in die moderne Physiotherapie ist eine spannende Entwicklung, die in Deutschland noch nicht etabliert ist.

4. „mit Physio Netzwerk“ Treffen

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

 

als Leiterin des Labors für Physiotherapie der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg lade ich Sie herzlich zum 4. Treffen des Netzwerks „mit Physio“ ein.

Ob Forschung oder Praxis – mit der Physiotherapie, das ist die Vision des „mit Physio“ Netzwerks.

Unser nächstes Treffen mit Fortbildung und Diskussion findet am Dienstag, den 05. November 2024, von 18:00 bis 20:00 Uhr im Hörsaal des Biopark I (Erdgeschoss links), Am Biopark 9, 93053 Regensburg, statt.

Thema der Veranstaltung: Pain Neuroscience Education (PNE)

Die Behandlung von Schmerzpatientinnen und -patienten ist in der Praxis ein allgegenwärtiges Phänomen, mit dem jede Therapeutin und jeder Therapeut vertraut ist. Die Angst vor dem Schmerz wird oft als stärker empfunden als der Schmerz selbst (Adriann Louw & „Louie“ Puentedura, 2018).

Die daraus resultierenden Schonhaltungen und kompensatorischen Muster führen zu weiteren Problemen, Schmerzsymptomen und letztlich zu Frustration. Zudem ist eine ausgeprägte Erwartungshaltung der Patientinnen und Patienten an den Therapieerfolg zu beobachten, der eine Linderung der Schmerzen mit sich bringen soll.

Das Konzept der „Pain Neuroscience Education“, kurz PNE, stellt einen therapeutischen Ansatz zur Aufklärung über die Vorgänge im menschlichen Körper bei Schmerzen und neuromuskuloskelettalen Erkrankungen für die physiotherapeutische Praxis dar. Ziel ist es, ein Verständnis für Schmerzmechanismen, deren biopsychosoziale Einflüsse sowie mögliche Selbstwirksamkeitsstrategien zu vermitteln.

In unserer Herbstveranstaltung wollen wir auf die Entwicklung und die verschiedenen Strömungen der PNE eingehen und eine Plattform für die Diskussion der verschiedenen Ansätze bieten.  Unter anderem präsentieren wir eine deutsche Übersetzung der „Why You Hurt“-Karten von Adriaan Louw (2016) und thematisieren deren Umsetzung in der Praxis.

Veranstaltungsleitung und Begrüßung: Prof. Dr. Andrea Pfingsten; Referentinnen und Referenten: Elke Schulze; PT M.Sc., Johannis Mertens; PT M.Sc., Valentin Schedel; PT M.Sc.

Lassen Sie uns weiter daran arbeiten, die evidenzbasierte Physiotherapie voranzubringen. Schlagen wir gemeinsam Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis.

Sie finden den Fortbildungsraum gleich im Erdgeschoss links. Kostenlose Besucherparkplätze sind hinter dem Gebäude vorhanden. Die Schranke öffnet sich automatisch. Für die Ausfahrt benötigen Sie einen Chip, den Sie während der Veranstaltung bekommen.

Für die Veranstaltung werden 2 Fortbildungspunkte vergeben. Mit dem folgenden Link kommen Sie zur Veranstaltung: https://www.eventbrite.com/e/pain-neuroscience-education-pne-tickets-1013873943257?aff=oddtdtcreator

Wir freuen uns über Ihre Anmeldung bis zum 1. November 2024.

Mit den besten Grüßen Prof. Dr. Andrea Pfingsten und das Team des Labors Physiotherapie

Bewilligtes Promotionszentrum an der OTH Regensburg

Prima Neuigkeit! Das künftige Promotionszentrum Sozial- und gesundheitswissenschaftliche Gestaltung von Transformationsprozessen ist  an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg angesiedelt. Bereits im September 2023 hatte die OTH Regensburg im Verbund mit der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg Georg Simon Ohm und der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) München drei Promotionszentren bewilligt bekommen.

Promotion in sechs Fachbereichen

Beim Festakt zur Verleihung des eigenständigen Promotionsrechts am 16. Juli 2024 hatte Dr. Tobias Haaf, Ministerialdirigent im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, in seinem Grußwort eine überaus erfreuliche Nachricht zu verkünden. Drei i weitere Promotionszentren des Verbunds kommen hinzu, darunter ein zweites mit Standort Regensburg. Zukünftig können Absolventinnen und Absolventen ihren Doktorgrad in sechs Forschungsgebieten erwerben.

  • OTH Regensburg (mit HAW München und TH Nürnberg):
    • Sozial- und gesundheitswissenschaftliche Gestaltung von Transformationsprozessen (SGT)
    • Angewandte Informatik
  • TH Nürnberg Georg Simon Ohm (mit HAW München und OTH Regensburg:
    • Energietechnik
    • Materialien und Produktionstechnik
  • HAW München (mit OTH Regensburg und TH Nürnberg):
    • Physical and Biomedical Engineering
    • Integrales Bauen

Foto: Während des Festakts zum eigenständigen Promotionsrecht. Aufnahme: Prof. Dr. Andrea Pfingsten