Abschluss BMBF-Verbundprojekt MyReha digital

Erfolgreicher Abschluss des BMBF-Verbundprojekts – Drei Jahre Forschung für die Rehabilitation von morgen

Im September 2025 fand das dreijährige, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt „MyReha digital“ seinen erfolgreichen Abschluss. Ziel des Projekts war die Entwicklung eines interaktiven, individuell steuerbaren Rehabilitationssystems zur Unterstützung von Patientinnen und Patienten nach einem Kniegelenksersatz.

Das Labor Physiotherapie war an zahlreichen Arbeitspaketen maßgeblich beteiligt. Gemeinsam mit den Projektpartnern wurde ein Demonstrator entwickelt – bestehend aus einer mobilen App, die mit einem an einer Kniebandage befestigten Sensorsystem verbunden ist. Dieses System ermöglicht eine digitale Begleitung und Steuerung des Rehabilitationsprozesses.

Zu den zentralen Aufgaben des Labors gehörten die Erstellung eines phasenbasierten Übungskatalogs, die Erhebung von Normkollektiv-Daten, die Entwicklung patientengerechter Übungsanleitungen sowie die Konzeption und Gestaltung der Patienten-App. Abschließend führte das Team eine Machbarkeitsstudie durch, um die Praxistauglichkeit des sensorgestützten Systems zu prüfen.

Individuelle Nutzerfreundlichkeit der sensorgesteurten App „MyReha digital“

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen eine hohe Akzeptanz und inhaltliche Überzeugungskraft des entwickelten Systems. Nutzerinnen und Nutzer lobten insbesondere die Relevanz der Inhalte und die intuitive Bedienbarkeit. Kritisch angemerkt wurden die technische Fragilität der Sensorik und der Wunsch nach komfortableren, positionsstabilen Befestigungen. Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass bei gezielten technischen Verbesserungen und Optimierungen der App eine hohe Adhärenz der Anwenderinnen und Anwender erreicht werden kann – ein deutlicher Hinweis auf das realisierbare Potenzial des Systems.

Mit dem Projekt „MyReha digital“ wurde ein wichtiger Grundstein für die Digitalisierung der physiotherapeutischen Rehabilitation gelegt. Die gewonnenen Erkenntnisse und technischen Entwicklungen bilden eine solide Basis für die zukünftige Umsetzung und Weiterentwicklung digital gestützter Rehabilitationssysteme.

MyReha-digital

Vortrag beim Weltkongress – stolz auf unsere Professorin Dr. Andrea Pfingsten!

Prof. Dr. Andrea Pfingsten wurde kürzlich eingeladen, ihre neuesten Forschungsergebnisse auf dem World Physiotherapy Congress (WPC) in Tokio (Japan) zu präsentieren. In Zusammenarbeit mit den Laboren für Physiotherapie und Biomechanik des Regensburg Center of Health Sciences and Technology an der OTH Regensburg war Prof. Dr. Pfingsten an der Erforschung einer datenbasierten Übungsauswahl in der Knie-Rehabilitation beteiligt. Ihr Vortrag „Biomechanical Characteristics of Knee Rehabilitation Exercises: A New Approach for Data-Based Exercise Selection” stieß auf großes Interesse.

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und einer alternden Bevölkerung werden datenbasierte Entscheidungsprozesse immer bedeutender, um die effiziente Auswahl von Übungen zu unterstützen. Eine zentrale Größe stellt dabei wahrscheinlich die Gelenkreaktionskraft (Joint Reaction Force, JRF) dar, die als Schlüsselparameter dienen kann.

Für die Untersuchung wurden bei 30 gesunden Probandinnen und Probanden die kinematischen und kinetischen Daten von 20 Knieübungen erfasst. Die technische Basis bildete ein markerloses Motion-Capture-System mit acht Kameras, mit Kraftmessplatten und Lastzellen ausgestattete Stühle und Treppen. Die gesammelten Daten flossen in ein Ganzkörper-Modell ein, mithilfe dessen Gelenkwinkel, Winkelgeschwindigkeiten, Muskelaktivität und insbesondere die Gelenkreaktionskräfte berechnet wurden. In ihrem Vortrag verglich Prof. Pfingsten die resultierenden Spitzenbelastungen am Beispiel von drei Übungsgruppen (Einbeinstand, Sit-to-Stand, Treppensteigen): Einbeinstandsaufgaben erzeugen je nach Progression das 2,5- bis 2,9-fache, Sit-to-Stand-Bewegungen das 2,8- bis 4,2-fache und Treppenaktivitäten das 4,8-fache des Körpergewichts. Eine statistische Analyse mittels Welch’s ANOVA bestätigte die zunehmende Belastung mit steigendem Schwierigkeitsgrad mit Ausnahme der Treppenaktivitäten. Wahrscheinlich haben die gesunden Proband*innen bei der unterstützten Variante kaum Gewicht auf das Geländer übertragen.

Im Rahmen des übergeordneten Projekts „MyReha-digital” soll auf datenbasierter Grundlage ein patientenzentriertes Rehabilitationssystem für Patientinnen und Patienten mit Knieendoprothesen entstehen. Ein Sensorsystem erfasst kinematische Parameter während der Übungen, eine Smartphone-App übermittelt die Informationen an einen Backend-Server und Algorithmen ermitteln langfristig aus den Daten optimierte Übungsfolgen. Das Ziel besteht in einem biofeedbackgestützten, ortsunabhängigen Training, bei dem die Individualisierung der Therapie künftig auf fundierten Daten basiert.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen: 13GW0558E) gefördert und in Kooperation mit den Medizinprodukte-Herstellern Oped, Linova und Interactive Wear sowie der auf Kniechirurgie spezialisierten Klinik der Barmherzigen Brüder in Regensburg durchgeführt.

Mitwirkung beim Berliner Arthroskopie-, Gelenk- und Sport-Symposium

Rückblick auf den Vortrag beim 42. Berliner Arthroskopie-, Gelenk- und Sport-Symposium

Am 10. Januar hat unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Valentin Schedel, Physiotherapeut, M.Sc., im Rahmen des 42. Berliner Arthroskopie-, Gelenk- und Sport-Symposiums in Oberwiesenthal einen Vortrag zum Thema „Möglichkeiten der prä- und postoperativen Schmerzedukation im Kontext von Knie-TEP“ präsentiert. Der Fokus lag auf Pain Neuroscience Education (PNE), einer evidenzbasierten Therapieform, die durch gezielte Aufklärung über Schmerzmechanismen das Verständnis der Patientinnen und Patienten stärkt und ihre Selbstwirksamkeit fördert. Aktuelle Studienergebnisse wurden vorgestellt, wobei insbesondere die Bedeutung spezifischer Edukationsinhalte und die Integration von PNE vor und nach einer Kniearthroplastik im Mittelpunkt standen.

Ein besonderes Dankeschön geht an Tobias Jung und Dennis Liem für die Einladung und die mustergültige Organisation des Symposiums. Diese Veranstaltung war eine großartige Gelegenheit, die Arbeit des Regensburg Center of Health Sciences and Technology sowie die Forschungsarbeit der Physiotherapie einem fachkundigen Publikum zu veranschaulichen. Es war eine große Ehre und ein bereichernder Austausch, die Rolle der Physiotherapie in einem traditionell anästhesistischen Handlungsfeld in einer Vortrag-Session vorstellen zu dürfen.